Spendenkurzschluss beim Beobachter
Unter dem Titel "Geben ist mühseliger als nehmen" berichtet Edith Lier in
der
Beobachterausgabe 1/06 über die 135 Bettelbriefe samt Beilagen mit einem
Gesamtgewicht von 4.6 Kilo, die sie letztes Jahr erhalten und zwecks fairer
Projektauswahl bis Ende Jahr gesammelt hat. Leider fällt sie dann beim
Stichentscheid in die Administrationskostenfalle:
"Warum eigentlich berücksichtige ich nicht jene Hilfswerke, die mein
Scherflein vollumfänglich den Projekten und Betroffenen zukommen lassen?
Ausser SOS Beobachter kenne ich keine Stiftung, die diese Voraussetzung
erfüllt." Jetzt einmal abgesehen von der Eigenwerbung frage ich mich, warum
es so schwierig ist, zu verstehen, dass hier ein Kurzschluss der übelsten
Sorte vorliegt. Wenn ich ehrenamtlich herumrenne, gratis Projekte evaluiere,
ohne Honorar die Abwicklung organisiere und unentgeltlich für die
Mittelbeschaffung sorge, damit "100% der Spenden dem Projekt zugute kommen",
dann bedeutet das doch nichts anderes, als dass 100% meiner persönlichen
Spende in die Administration und ins Fundraising fliessen, um den Eindruck
zu erwecken, 100% aller anderen Spenden flössen ins Projekt ...
Wenn der Beobachter beispielsweise den Internetauftritt
der Stiftung SOS-Beobachter finanziert, dann wird diese "Spende"
allenfalls in der Buchhaltung der Stiftung nicht als Spende ausgewiesen.
Trotzdem fallen die Kosten an. Wenn dort steht "Die Fälle, in denen die
Stiftung SOS Beobachter Hilfe leistet, werden sehr sorgfältig ausgewählt und
abklärt", dann wird wohl jemand sehr sorgfältig arbeiten. Auch wenn die
Stiftung dafür nichts bezahlt, erfolgt doch eine Spende. Die Behauptung "Der
Einsatz der Spendengelder erfolgt ohne jeglichen Abzug von
Verwaltungskosten" ist demnach - ? - ein Kurzschluss. Sowas regt mich
auf!