02 December
2005
Zurück zu Feld 1: Testen
SpenderInnen-Motivationen und Produktverkauf
Gestern in einem Meeting wurde die Frage aufgeworfen, ob es sinnvoll wäre,
einem Spendenaufruf auch einen Produkt-Flyer beizulegen ... hm.
Natürlich muss man das testen. Trotzdem wäre es nützlich, vorher zu wissen,
ob es voraussichtlich erfolgreich oder voraussichtlich misserfolgreich sein
wird. Hat jemand von Euch eine fundierte Meinung? Persönlich bin ich eher
skeptisch. Weiss aber grad nicht, wo suchen ... Ich kann mich nur vage
erinnern, dass wir früher VersandkäuferInnen als Blacklist für
Spender-Adressen eingesetzt haben. Weil sich Käufermentalität
(Gegengeschäft) und SpenderInnen-Motivation (Selbstwertsteigerung)
gegenseitig ausschliessen?
Eine leider undatierte
Amerikanische Literatur-Studie zum Thema SpenderInnen-Motivation listet
praktisch alle erdenklichen Motive zum Spenden auf und fasst sie zwischen
"Superstition [...]" und "Feelings of Greatness" zusammen. Etwas weniger
breitbeinig erhebt der gfs-Spendenmonitor 2004. Hier ist allerdings
das dominierende Motiv eine wenig aufschlussreiche Blackbox: "Sache und
Hilfswerk überzeugen" 76% der Grosszügigen. Eine
englische Publikation vom Juni 2005 geht überdies der Frage nach,
weshalb SpenderInnen NICHT spenden ...
All das gibt mir leider wenig Hinweis darauf, ob ich einem Spenden-Mailing
ein Kaufangebot beilegen soll. Zwar habe ich das Gefühl, es sei etwas
komplett anderes, ob man auf dem Kauftripp ist und versucht, etwas, das man
besitzen möchte, so billig wies geht abzuzügeln oder ob man sein gutes
Gewissen pflegt und sich so grosszügig wie möglich zeigt, aber wissen weiss
ich es eben nicht. Also zurück zu Feld 1: Testen.
04 December
2005
Wie machen es bloss die Österreicher?
Steuerliche Absetzbarkeit von Spenden bald auch in Österreich
Laut Tageszeitungen von gestern sind die österreichischen NGOs jetzt nah dran - auch beim Nachbarn sollen demnächst Spenden von der Steuer absetzbar sein. Bisher ist es jedenfalls nicht so - und die ÖsterreicherInnen werden trotzdem gespendet haben.
Es könnte demnach sein, dass die Abzugsfähigkeit bei den Steuern gar nicht so zentral ist, wie wir gerne annehmen. Mir würde das passen - ich glaube ja gern an den Grossmut unseres Publikums ;-)
Trotzdem werde wohl auch ich dem ein oder anderen Erneuerungsversand wieder eine Liste der kantonalen Regelungen (Beispiel ZEWO) beilegen - just in case. Besonders hübsch finde ich die Kösung auf der HEKS-Spenden-Seite. Dort kann man im Dropdown den eigenen Kanton auswählen und erhält unmittelbar die Kantonsregelung angezeigt.
06 December
2005
Die SpenderInnen sind jedenfalls gewarnt
über Spendenaktionen informieren
Grad hat mein Google-Alert zum Stichwort Spenden wieder einmal einen Warner ausgespuckt. Auch wenn die Quelle selber nicht gerade das ist, was ich als Massstab bezeichnen würde, können wir das Problem schlecht leugnen. Neue Technologien, ungewöhnliche Kanäle aber auch tatsächliche Betrüger verunsichern SpenderInnen und rufen (mehr oder weniger qualifizierte) Spenden-Schützer auf den Plan. Es ist ja nicht ganz ungehört, dass unser Sekretariat während einer Telefonaktion zu SpenderInnen sagt: "Davon weiss ich nichts" und wenn die ZEWO den SpenderInnen rät, auf eMails hin auf keinen Fall zu spenden, müssen wir uns nicht wundern, wenn Online-Spenden bisher noch nicht zum Mittelbeschaffungs-Überflieger geworden ist.
Und wir? Können natürlich weiterhin sorgfältig darauf verzichten, unsere Spenden-Aktionen im Internet oder im Magazin auch nur zu erwähnen ... Andererseits würde ich als Spendende auf der Homepage nachsehen, wenn mir ein Aufruf dubios vorkäme. (Das rät auch ein bekanntes Software-Unternehmen in seinen Tipps zum Schutz vor Spendenbetrügern im Internet). Dafür ist das Teil ja da: zum Kommunizieren! Ob ich dann dort einen entsprechenden Hinweis fände, ist wieder eine andere Frage ...
07 December
2005
*Illisible!
Vom Umgang mit Reaktionen auf Spendenaufrufe
Manche SpenderInnen nehmen sich die Mühe und kommentieren unsere
Spendenbriefe mit viel Liebe zum Detail - vom fehlenden Komma über mangelnde
Uebereinstimmung mit politischen Aussagen bis zum Abmahnen von
*unleserlichen Unterschriften wird alles feinsäuberlich notiert. Leider bin
ich diesbezüglich keine besonders gute Fundraiserin. Schnell fällt mir ein,
dass es sich bei 1 Spender/in von 30'000 angeschriebenen schliesslich nur um
0.003% handelt, "quantité négligeable" also.
Trotzdem schreibe ich heute hier ein - hoffentlich flammendes - Plädoyer
dafür, jede dieser Reaktionen genauso sorgfältig zu beantworten, wie sie
geschrieben wurden. Denn für den Schreiber oder die Kommentatorin selber
handelt es sich bei dem Schreiben um 100%. Und wenn wir erwarten, ernst
genommen zu werden, wenn wir auf Treue hoffen und Grosszügigkeit fordern,
ist es wohl das Mindeste, dass wir antworten, wenn man mit uns spricht.
Soviel "administrativer Aufwand" muss sein.
Man braucht sich gar nicht erst "Relationship-Management", "Friend-Raising"
und wie sie alle heissen, auf die Fahne zu schreiben, wenn man als
Organisation diesen grundlegenden Anstand nicht beherrscht.
17 December
2005
Spendenformular der Woche :-)
Stippvisite bei der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz
Trotz der ungüngstigen Berichterstattung über die Mittelbeschaffungsbemühungen der ETH Foundation (Eintrag vom 15.12.) sind wir natürlich durchaus dafür, dass Hochschulen sich auf dem "freien Markt" für Spenden umtun dürfen. Ob allerdings das Angebot der PHZ (Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz) 100 Mio. generieren wird, darf bezweifelt werden ... gefunden zum Stichwort "spenden" auf Schweizer Seiten bei Google.
22 December
2005
Strickmuster für Stiftungs-Proposals
The Foundation Center: Fundraising-Ressourcen
Eine nützliche Serie von Hintergrunddokumenten, Tipps und Tricks für die
Mittelbeschaffung bei Vergabestiftungen veröffentlicht The Foundation Center, eine
Non-Profit-Organisation, welche zum Ziel hat die Philantropie in den USA zu
fördern. Während die Datenbank von Stiftungen von hier aus wohl kaum von
Nutzen sein dürfte, finde ich die "Tutorials" auch
für europäische Fundraiser hilfreich. z.B. ein Kurzlehrgang
über die Vorbereitung und Bereitstellung der Dokumentation zu
Finanzierungsanträgen. Er steht in französisch, spanisch, russisch und
chinesisch(?) zur Verfügung.
26 December
2005
Doppelt gemoppelt
2x Schenken Aktion von Post und SRK
Vom 24. Dezember 2005 bis zum 5. Januar 2006 nehmen alle Poststellen
Pakete mit Hilfsgütern entgegen und transportieren sie kostenlos weiter.
03 January
2006
Neues Stiftungsrecht in Kraft
Die am 8. Oktober 2004 von den Räten beschlossene Revision des Stiftungsrechts ist am 1. Januar 2006 in Kraft getreten. Neuerungen gabs v.a. in den Bereichen: Rechnungslegung, Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit, erleichterte Aenderung des Stiftungszwecks und Anpassung der Steuerlichen Abzugsfähigkeit von Spenden.
Eine kurze und verständliche Zusammenfassung fand sich am 24.8.05 in der NZZ, ein PDF mit den wichtisten Neuerungen gibts bei der Unternehmensberatung OBT sowie alle Infos und Hintergründe beim Justiz- und Polizeidepartement.
Ich wünsche allen viel (Fundraising-) Erfolg im neuen Jahr!
15 February
2006
Wie findet der geneigte Spender die Streikkasse?
Eskalation im Streik in Reconvilier
Weitere Eskalation in Reconvillier im Berner Jura: Die Geschäftsleitung der
bestreikten Swissmetal lässt sogar den Mediator Rolf Bloch schnöde
abblitzen. Als Grund gibt Konzernchef Martin Hellweg an, Bloch habe nur
mit dem Verwaltungsrat von Swissmetal gesprochen, nicht aber mit der
Geschäftsleitung.
Der Mediator ist nicht irgendwer. Er baute er die Camille Bloch auf, ein
Schweizer Vorzeigeunternehmen, das mit Ragusa-Riegeln und anderen
Schoggiprodukten Erfolgsgeschichte schreibt. Und 1997 setzte ihn der
Bundesrat als Vorsitzenden des mit 300 Millionen Franken dotierten
Holocaust-Fonds ein. Bloch ist ein besonnener Mann, der sich ernsthaft um
eine Schlichtung bemüht. Ähnlich wie vor ihm schon SVP-Regierungsrätin
Elisabeth Zölch.
Swissmetal-Chef Hellweg ignoriert mit deutscher Schnoddrigkeit
Vermittlungsangebot um Vermittlungsangebot. Dieser Mann, so scheint es immer
mehr, setzt bewusst auf Eskalation. Purer Klassenkampf, der selbst die
Kunden von Swissmetal verblüfft - mittelständische Betriebe, deren Chefs
sich erstaunt die Augen reiben und verklausuliert Solidarität mit den
Streikenden bekunden. Da steht selbst die WOZ abseits, die Hellweg
kurioserweise noch vor wenigen Wochen Applaus
spendete.
Eine ideale Ausgangslage für die Gewerkschaften, scheint mir. Während an der
Zürcher Bahnhofstrasse die Grossbanken UBS und CS rekordhohe
Milliardengewinne melden, wütet im Berner Jura ein knallharter Jobkiller als
Totengräber der Sozialpartnerschaft. Zehntausend Menschen aus der Region
solidarisieren sich an einer Protestkundgebung mit den schlotternden
Metallarbeitern, die um ihren Job fürchten und gegen rücksichtslosen
Raubtierkapitalismus kämpfen. Kriegen sie Lohn? Wohl nicht. Werden sie aus
einer Streikkasse entschädigt? Keine Ahnung, vermutlich schon. Wie lange
reicht das Geld noch? Ist meine Unterstützung nötig? Null Information. Kein
Aufruf, der mich erreicht.
He, Gewerkschaften, was ist los? Schlaft ihr? Wollt ihr mein Geld nicht?
Aha, immerhin ist auf der Unia-Homepage
ein Postkonto angegeben. Ich schick mal 10 Franken. Für jeden Tag, an dem
weiter gestreikt wird. Tun das alle 400'000 Gewerkschaftsmitglieder der
Schweiz, so ist in einem Monat genug Geld beisammen, um die ganze Swissmetal
zu kaufen.
27 February
2006
Werbung in Blogs - ein neuer Trend?
Blogs
schiessen wie Pilze aus dem Internetboden, zu beobachten ist eine wachsende
Gemeinde von LeserInnen. Da stellt sich mir auch gleich die Frage, ob es
nicht Sinn machen könnte, im einen oder anderen Blog ein Banner zu schalten.
Aus drei Gründen habe ich in nächster Zukunft jedoch nicht vor, dies zu tun:
1. Blogs haben oft eine sehr eng definierte Zielgruppe.
Vielleicht werde ich einen Blog finden, der meiner Organisation nahe
steht, vielleicht sind dessen Inhalte relevant genug, um sie mit ihr in
Verbindung zu bringen und vielleicht wird der/die eine oder andere UserIn
kurz auf meine Seite vorbeigucken. Ob ich von BlogsurferInnen jemals zu
einer Spende komme, ist jedoch fraglich.
2. Viel besuchte Blogs richten sich grundsätzlich (noch) an technikaffine
Personen.
Diese verbringen viele Stunden am Tag vor dem Bildschirm, lassen sich gerne
von meist nutzlosen Informationen berieseln und sind in erster Linie darauf
konzentriert, ihr eigenes Blog-Baby zu optimieren, aggregieren, verlinken.
Wie karitativ diese Menschen eingestellt sind, ist schwer zu erraten. Sogar
Blogscout.de, ein eher grösserer Blog dankt
dem edlen Spender in der Einzahl.
3. Blogs sind zu anarchistisch
und dynamisch.
Deren Besitzer und MitleserInnen können darin sagen,
was sie wollen. Es genügen wenige, abschätzige Bemerkungen neben dem
Namen meiner Organisation, um ihr einen unnötigen Imageschaden zuzuführen.
Einige Blogs feiern Starterfolge. Gehen deren BesitzerIn einen Monat in die
Ferien, so fällt der Blog jedoch schnell durch.
Abwarten, Blogs sind noch in den Kinderschuhen. Bald werden einige davon in
der Medienwelt eine grössere Akzeptanz erreichen, dank seriöser und
relevanter Berichterstattung und konsequenter Optimierung.
18 May
2006
der Deutsche Fundraising-Verband wehrt sich
geplante MwSt-Erhöhung in Deutschland
Der Deutsche Fundraising Verband wehrt sich gegen die geplante Mehrwertsteuererhöhung: Die Erhöhung könnte die Leistungskraft der Werke um bis zu 3 Prozent schmälern.
27 March
2007
Schätzungsweise sechsstelliger Betrag
Update Sponsorenlauf für den Bärenpark
Ein bisschen unglücklich werden die gemäss
Grenchner Tagblatt rund 1'000 LäuferInnen schon gewesen sein, mit dem
Wetter am letzten Donnerstag - geschätzte Einnahmen des Sponsorenlaufs
zugunsten des Berner Bärenparks "ein sechsstelliger Betrag". Die Namen der 50
schnellsten LäuferInnen sind zwar im Internet zu finden, aber was sie
erlaufen haben, steht dort nicht. Dafür gibts endlich die Homepage der
Mittelbeschaffungs-Anstrengungen mit dem neuen Logo - die URL lautet
sinnigerweise baerenpark-fundraising.ch.
Anscheinend mehr eine Angelegenheit für Mitglieder von swissfundraising.org
als für SpenderInnen, welche ja bekanntlich spenden und nicht fundraisen
wollen. Anyways: Für Fundraiser interessant dürfte die SpenderInnenliste
sein, welche unter der Rubrik Public Fundraising zu finden ist ;-)
31 October
2008
Fundraiser prägen ihr eigenes Geld
Winterthurer Taler zugunsten Selbsthilfezentrum
Schön wär's - Unsere Organisation braucht mehr Geld, und wir stellen die
benötigten Finanzen gleich selbst her! Nicht ganz so märchenhaft aber nah
dran ist die Jubiläums-Aktion
eines Winterthurer Finanzberatungs-Unternehmens: Zum zehnjährigen hat es
einen Winterthurer Taler in einer Auflage von 1264 Stück prägen lassen und
verkauft diese zugunsten des Selbsthilfezentrums Winterthur.
01 November
2008
Spendenbeschwörungen im Blick am Abend
Good News für Fundraiser
Die Schweizer öffnen in schlechten Zeiten ihr Herz und ihr Portemonnaie - so
wenigstens Blick am
Abend von gestern auf Seite 6/7. Fall es sich nicht um Zweckoptimismus
handelt, können wir uns ja freuen. Ob die Info schon einen messbaren
Hintergrund hat, wurde mir auch beim zweiten Durchlesen nicht ganz klar.
Aber eine ganze Reihe von illustren Fundraisern melden sich entsprechend zu
Wort.
07 November
2008
Transparenz von Hilfswerken studiert
IDEAS findet Mäkel an der Transparenz der Hilfswerke über Einsatz von DEZA-Geldern
Entwicklungsfachleute von
IDEAS (Independent Development Experts Association), haben die
«Transparenz der Top Ten in der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit»
untersucht, so
die aktuelle Weltwoche. Unter anderem wird bemängelt, dass Gelder der
Glückskette bei den Hilfswerken als "Spenden" ausgewiesen werden. Warum
diese Praxis die Verhältnisse nicht akkurat wiederspiegle, steht dort
allerdings nicht ... Ferner gebe es eine «statistisch hochsignifikante
negative Korrelation» zwischen dem Anteil an Deza-Geldern und der Transparenz der
Hilfswerke. Gemäss
Helvetas informieren Hilfswerke teils auf Geheiss des DEZA selber nicht
detailiert über die entsprechenden Projekte und Gelder. Das lässt die
Weltwoche aber nicht gelten. Kein Wunder - es würde den gehässigen Ton des
Artikels wahrscheinlich stören.
PS: Ich hätte hier gern mehr über die IDEAS geschrieben. Habe aber
ausser ihrer Website und Directory-Einträgen nicht viel gefunden.
Bemerkenswert vielleicht noch die Tatsache, dass die Studie bereits im
September erschienen ist ... die NZZ am Sonntag schrieb am 14.9. darüber:
"Das Ideas-Rating stellt wohl einen gutgemeinten Versuch dar, die Debatte
über die Entwicklungshilfe zu bereichern."