01 November
2008
Spendenbeschwörungen im Blick am Abend
Good News für Fundraiser
Die Schweizer öffnen in schlechten Zeiten ihr Herz und ihr Portemonnaie - so
wenigstens Blick am
Abend von gestern auf Seite 6/7. Fall es sich nicht um Zweckoptimismus
handelt, können wir uns ja freuen. Ob die Info schon einen messbaren
Hintergrund hat, wurde mir auch beim zweiten Durchlesen nicht ganz klar.
Aber eine ganze Reihe von illustren Fundraisern melden sich entsprechend zu
Wort.
04 November
2008
Arme Würmer
HEKS-Kampagne: Mit Würmern gegen Armut
Ich würde sagen, diesmal hat das HEKS die
Konkurrenz um Längen geschlagen: Auf der Website www.hilfe-schenken.ch kann man ab sofort die leidige
Geschenkfrage lösen, indem man Hilfe spendet. Damit importiert das Hilfswerk
die Fundraising-Methode, die als
Virtual gift fundraising bezeichnet wird, definitiv in die Schweiz.
Während Geschenkmitgliedschaften und "Eventspenden" diverser Organisationen
schon länger jeweils vor Weihnachten einen Boom erlebten, dürfte diese Idee
den Spender/innen weit besser gefallen. Die von Advico
Y&R entwickelte Kampagne wirbt mit Sprüchen wie: "Schenken Sie Ihrer
Freundin eine Büchse Würmer - und helfen Sie damit armen Bauern in Asien".
Versteht sich von selbst, dass die Freundin froh ist, statt der quirrligen
Würmer die nette "Geschenkurkunde" zu erhalten.
07 November
2008
Transparenz von Hilfswerken studiert
IDEAS findet Mäkel an der Transparenz der Hilfswerke über Einsatz von DEZA-Geldern
Entwicklungsfachleute von
IDEAS (Independent Development Experts Association), haben die
«Transparenz der Top Ten in der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit»
untersucht, so
die aktuelle Weltwoche. Unter anderem wird bemängelt, dass Gelder der
Glückskette bei den Hilfswerken als "Spenden" ausgewiesen werden. Warum
diese Praxis die Verhältnisse nicht akkurat wiederspiegle, steht dort
allerdings nicht ... Ferner gebe es eine «statistisch hochsignifikante
negative Korrelation» zwischen dem Anteil an Deza-Geldern und der Transparenz der
Hilfswerke. Gemäss
Helvetas informieren Hilfswerke teils auf Geheiss des DEZA selber nicht
detailiert über die entsprechenden Projekte und Gelder. Das lässt die
Weltwoche aber nicht gelten. Kein Wunder - es würde den gehässigen Ton des
Artikels wahrscheinlich stören.
PS: Ich hätte hier gern mehr über die IDEAS geschrieben. Habe aber
ausser ihrer Website und Directory-Einträgen nicht viel gefunden.
Bemerkenswert vielleicht noch die Tatsache, dass die Studie bereits im
September erschienen ist ... die NZZ am Sonntag schrieb am 14.9. darüber:
"Das Ideas-Rating stellt wohl einen gutgemeinten Versuch dar, die Debatte
über die Entwicklungshilfe zu bereichern."
12 November
2008
Gesucht: Phantasievolle Projekte im Nischenbereich
Während ihres Jubiläumsjahres möchte sich die Junge Wirtschaftskammer sozial engagieren
2009 feiert die Junge
Wirtschaftskammer Zürichsee ihr zehnjähriges Bestehen und nimmt das
zum Anlass sich in der Region in Form eines Projektes sozial zu
engagieren. Dafür sucht sie Ideen aus der Bevölkerung. (Der "mehr-Link" ging
zwar grad nicht, als ich versucht habe, von ihrer Homepage mehr zu erfahren
- aber bis Sie
als geneigte/r Leser/in hier klicken, funktioniert es hoffentlich
wieder.) "Unser Ziel ist es, nachhaltig etwas zu bewirken, in
Nischenbereichen, die nicht schon von grösseren Hilfsorganisationen
unterstützt sind", so die Umschreibung. Es gibt nicht etwa nur Cash sondern
echte Unterstützung. Vielleicht gerade deshalb etwas für innovative und/oder
verzweifelte Fundraiser?
24 November
2008
Entweder - Oder
Fundraiser müssen sich auf harte Zeiten einstellen - oder auch nicht
Ob die Finanzkrise den Fundraisern einen Strich durch die Rechnung machen
wird oder nicht, beschäftigt nicht nur Schweizer Organisationen. Der Artikel
von gestern in der Welt
am Sonntag will sich auch nicht entscheiden: "Im Mutterland der
Finanzkrise ist der Wohlfahrtssektor schon längst auf Talfahrt" während laut
Gerhard Wallmeyer "die Lage in Deutschland noch entspannt" scheint ...
Ähnlich optimistisch hatten sich ja auch Schweizer
Mittelbeschaffungsfachleute vor einigen Wochen gezeigt. Eine
Umfrage des Deutschen Fundraising-Verbands Mitte November beim
Internationalen Fundraising-Kongress zeigt, dass Fundraiser für Hilfswerke
eher optimistisch sind, für Umweltorganisationen und andere Themen-NPOs aber
schwierige Zeiten erwarten. Wer dranbleiben will liest den eigens
geschaffenen Blog "Fundraising
recession watch", (und zählt regelmässig seine Scherflein).
26 November
2008
Selber spenden?! Quatsch, wir lassen spenden
Milde Gaben , die den Spender nichts kosten
Ganz objektiv bin ich nicht, ich geb's zu. Altväterliche (resp.
-mütterliche) moralische Entrüstung breitet sich in mir aus, wenn ich lese:
"Haben Sie sich schon einmal gewünscht, Unternehmen dazu zu bringen, für
hilfsbedürftige Kinder zu spenden – und für Sie kostenlos?" Wahrscheinlich
ist meine Vorstellung vom persönlichen Einsatz beim Spenden ein
Auslaufmodell ... im Grunde ist es ja elegant: Die Site lädt dazu ein,
Weihnachtsgeschenke nicht direkt sondern via affiliate-Programm
auf spenden-lassen.de
zu kaufen. Die so erzeugten Provisionen werden an Hilfswerke überwiesen.
Nicht schlecht - und auch nicht ganz neu ... aber bei Sätzen wie „ Das Tolle
an spenden-lassen.de ist, dass man keinen Cent zusätzlich auszugeben braucht
und trotzdem Kindern in Not helfen kann" beschleicht mich trotzdem ein
ungutes Gefühl.
Auch wenn Fundraiser gern von "Produkten" reden, das Schöne am Spenden ist
ja gerade, dass man nichts dafür kriegt - ausser einem wohligen Gefühl für
die eigene Grosszügigkeit. Die aber bleibt beim "spenden lassen" auf der
Strecke. Ich bin jedenfalls gespannt auf eine Zukunft, bei der wir unser
Zielpublikum darauf hinweisen, dass man "Secondhand Spenden" auf Amazon
weiterverkaufen kann, wenn man sie nicht mehr braucht. Bleibt einzig die
Frage: Gewinnen Spenden mit dem Alter an Wert oder werden sie billiger, weil
abgetragen?